Nixon Mellor: Unisex-retro

Nixon mag kein echter Uhrenliebhaber so richtig. Zumindest, wenn man den Aussagen in den Foren glauben darf. Nixon wird dort für gewöhnlich als Modemarke abgetan, die die Aufmerksamkeit nicht wert ist.

Mir persönlich ist das egal. Nixon hat mir schon immer gefallen, weil die Designer den Spagat zwischen modernem Design und Retro perfekt schaffen und dabei auch noch glaubwürdig bleiben.

Die Mellor beispielsweise ist so eine typische Nixon-Uhr. Sie wird als Unisex-Modell verkauft, in vielen verschiedenen Ausführungen. Mir hat es vor allem die Mellor Leather angetan. Sie kombiniert Lederarmbänder mit retroesken Stilelementen auf dem Zifferblatt.

Bei der Mellor ist Minimalismus die Devise. Drei Zeiger, vier klare Indexe auf 12,3,6 und 9 Uhr, der Schriftzug. Sonst nichts. Alles in allem zeichnet sich die Mellor durch eine ganz klare Mid-Century-Ästhetik aus, wenngleich sie mit 38 Millimetern Durchmesser um einiges größer ist als ihre Vorgänger.

Das Quarzuhrwerk ist ein Miyota, keine Überraschung also hier. Interessanterweise verrät uns Nixon nicht, welches Werk genau verbaut wurde. Ist aber nicht schlimm, finde ich, wenn man bedenkt, dass die Mellor für ungefähr 100 Euro über den Ladentisch geht.

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Uhren für die Zombie-Apokalypse

Wenn sogar die amerikanische Seuchenschutzbehörde (Centers for Disease Control and Prevention) auf den Zug aufspringt und auf ihrem Blog Tipps zum Überleben eines Zombie-Angriffs gibt, bin ich mir natürlich nicht zu schade, mal eben kurz dasselbe Thema aufzugreifen.

Und zwar mit folgendem kleinen Gedankenspiel: Welche Uhren eignen sich für die Zombie-Apokalypse? Wir brauchen Uhren, die zuverlässig sind, lange Laufzeiten haben, hohe Ganggenauigkeit und Robustheit. Ästhetik ist zweitrangig.

Was wäre meine Wahl?

Ich schwanke zwischen der Citizen SPH-I720, der Casio AE1200 (gemeinhin bekannt als „Bond-Uhr“), der Vostok Amphibia und der G-Shock_6900 KG-3.

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Citizen SPH-I720: viele Funktionen, trotzdem einfach ablesbar.

 

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Casio AE1200, auch „Bond-Uhr“ genannt: 10 Jahre Batterielaufzeit. Das soll ihr erst mal eine andere Uhr nachmachen.

 

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Eine Uhr wie ein Panzer: Vostok Amphibia. Gruss und Kuss aus Russland.

 

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Läuft mit der stärksten Batterie des Universums: die solarbetriebene G-Shock 6900 KG-3.

 

Wenn ich meinen eigenen Regeln treu bleibe, fällt meine Wahl auf die G-Shock. Zwar ist die Vostok mit aller Wahrscheinlichkeit stabiler, aber die G-Shock hat einen unschätzbaren Vorteil: Sie ist solarbetrieben. Nehmt das, Zombies!

Jersey Boy: Torgoen T10

Torgoen ist ein Uhrenhersteller aus dem amerikanischen Bundesstaat New Jersey. Laut eigenen Angaben sind die Inhaber begeisterte Luftfahrt-Fans. Kein Wunder also, dass Torgoen eine richtig schöne Fliegeruhr in der Kollektion hat. T10 heißt sie, und für knappe 270 Euro ist sie erschwinglich.

Ein Ronda 515S.2-Quarzlaufwerk sorgt für zuverlässigen Gang. Teuer ist das Werk nicht, aber es erledigt seine Aufgabe.

Äußerlich betrachtet kommt die T10 im Design eines Cockpit-Instruments daher. Die Besonderheit, die mir sofort auffiel: Die Toergen T10 ist rund, ein angenehmer Kontrast zum großen Bruder in Sachen leistbarer Fliegeruhr, Bell & Ross, deren Uhren grundsätzlich eckig sind und deutlich überproportionierte Schrauben haben.

Die T10 gibt es mit schwarzem oder beigem Zifferblatt und poliertem oder gebürstetem PVD-schwarzen Gehäuse.

Satte 45 Millimeter durchmisst die Uhr, was für manch zartere Handgelenke höchstwahrscheinlich um einiges zu groß ist. Dafür ist die T10 problemlos und gut ablesbar. Das Zifferblartt wirkt durchdacht und aufgeräumt, ganz wie es sich für einen Flieger gehört. Zwischen der 4 und 5 findet sich das Datumsfenster. Mir persönlich ist das schon wieder einen Tacken zu fancy; ich hätte es begrüßt, wenn das Design bruchlos und das Datum dementsprechend auf 3 Uhr zu finden wäre. Aber das ist kein großer Makel.

Als Armbänder gibt es entweder die schwarze Kautschuk-Version oder eine Auswahl von Nato-Bändern.

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Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Lexell nicht

Okay, schlechtes Wortspiel. Aber es trifft den Punkt. Ich möchte heute über eine Uhrenmarke – Lexell – berichten, die in Liebhaberkreisen für Aufmerksamkeit sorgt. Zuerst mal, weil sie, ganz hip, ihre erste Kollektion über Kickstarter (http://www.kickstarter.com/projects/1624189419/lexell-stone-watches-a-stone-and-stainless-steel-w) finanzieren lässt. Und dann, weil Lexell die erste Uhrenmarke der Welt ist, die Uhren aus Stein herstellt.

Wie kam es dazu?

Dem Designerteam von Lexell (der Unternehmensname stammt übrigens vom Kometen gleichen Namens, der 1770 der Erde am bisher nächsten gekommen ist) war aufgefallen, dass alle Uhren im mittelpreisigen Segment aus denselben Materialien gemacht werden. „Warum nicht mal ein ausgefallenes Material nehmen, aber eines, das trotzdem jeder kennt?“, war die Frage, und so kam das Team auf die Idee, Stein in den Uhren zu verbauen.

Das wiederum versetzte die Experten in Alarmstimmung. Noch nie zuvor war ein derartiges Unterfangen von Erfolg gekrönt gewesen – dementsprechend negativ waren auch die Meinungen. Besonders schwierig, so die Fachmänner, sei das exakte maschinelle Schneiden des Steins, und außerdem würde eine so geringe Auflage den Preis astronomisch in die Höhe treiben, falls es überhaupt gelingen sollte, eine solche Uhr herzustellen.

Für das Team von Lexell gerade der richtige Ansporn. Es machte sich auf die (langwierige) Suche und wurde fündig: einen Steingroßhändler, der bereit war, äußerst geringe Mengen abzugeben, und einen Uhrmacher, der geduldig genug war, um mehrere Prototypen aus dem Naturstein zu schneiden.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: drei Modelle (aus Quarzit, Schiefer und Granit) bietet Lexell in seinem Kickstarter an (der mittlerweile das Finanzierungsziel von 15.000 Dollar bei weitem überschritten hat; mehr als 190.000 Dollar wurden bis jetzt gegeben).

Die Lexells werden von japanischen Quarzwerken angetrieben. In den Armbändern aus Edelstahl finden sich Stein-Inlays, und wer möchte, kann die Uhren auch am Lederarmband tragen.

Noch interessanter finde ich den Preis der Lexells: zwischen 119 und 179 Dollar kosten sie. Wer gleich drei Uhren kauft, zahlt insgesamt 297 Dollar. Ein absolut fairer Preis für ein sehr interessantes Produkt.

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Lexell Quarzit

 

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Lexell Granit

 

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Lexell Schiefer

 

Skelettiertes Leichtgewicht: Zenith El Primero Lightweight

Zenith bleiben ihrer Linie treu und stellen eine neue Sportuhr vor, die schon rein äußerlich ein echter Leckerbissen ist: die El Primero Lightweight. Das neue Modell baut auf dem bewährten und beliebten El Primero Striking 10th-Fundament auf, unternimmt jedoch einige interessante Schritte, um das Gewicht der Uhr möglichst gering zu halten. Die Anstrengungen haben sich gelohnt: 40 Gramm wiegt die Lightweight.

Die neue El Primero ist trotzdem größer als ihr Vorgänger: ganze 45 Millimeter durchmisst sie. Das Gehäuse (13,2mm dick) ist aus Kohlefaser gefertigt und somit ein Erstling für Zenith. Im Innern des Gehäuses kommt dann keramisiertes Aluminium zum Einsatz, ein Material, das für sein geringes Gewicht und Robustheit bekannt ist.

Die El Primero Lightweight wird von vom 4052 W El Primero Striking 10th-Werk angetrieben, einem skelettierten Automatik-Chronographen-Kaliber aus Titan und Silikon. Mit einer Gewichtseinsparung von 25 Prozent im Vergleich zu einem herkömmlichen El Primero-Kaliber bringt es gerade mal knappe 15,5 Gramm auf die Waage.

Auch das Zifferblatt wurde skelettiert und gibt Einblicke in das Uhrwerk, unter anderem auf das Markenzeichen von Zenith-Uhren, die drei farbigen Unterzifferblätter. Besonders cool finde ich die Datumsanzeige auf 6 Uhr: Die funktioniert mit ausgestanzten Ziffern vor rotem Hintergrund.

Die Zenith El Primero Lightweight ist auf 100 Stück begrenzt. Mit einem Kautschukarmband kostet sie 16.000 Euro. Verglichen mit anderen Uhren dieser Klasse ist die Lightweight tatsächlich günstig. Ein AP Royal Oak Offshore Chrono in der Kohlefaser-Version kostet beispielsweise mindestens 22.000 Euro.

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Hat was: Graham Chronofighter Oversize Superlight Baja 1000

Graham ist ein nach eigener Aussage traditionelles Uhrmacherunternehmen, das bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts die Londoner mit eigenen Kreationen beglückt. Auf jeden Fall haben die Briten eines: ein Gespür für lange Modellnamen.

Die (Luft holen) Graham Chronofighter Oversize Superlight Baja 1000 sieht sich in der Tradition des legendären Tecate Score Baja 1000-Querfeldein-Autorennens. Genauer gesagt: Die GCOSB1000 (ha!) ist ein limitiertes Modell der hauseigenen Chronofighter-Kollektion. Nur 200 Exemplare gibt es.

Wie es sich für eine Uhr mit so einem Thema gehört, hat die GCOSB1000 eine Stoppuhrfunktion. Und, weniger themenbezogen, aber trotzdem irgendwie cool, einen Sicherungshebel für die Krone, der entfernt an den Pin einer Handgranate erinnert.

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Was ist ein NATO-Armband?

Eine kleine Armbandkunde zum Donnerstag

Uhrenarmbänder sind ein Thema, das mindestens genauso viele Anhänger hat wie das große Thema Uhren selbst. Was Armbänder so interessant macht, ist die Tatsache, dass sie den Charakter und das Aussehen einer Uhr fast beliebig verändern können. Ein breites, grobkörniges Lederarmband sagt etwas ganz anderes aus als beispielsweise ein schlankes Nylonband. Mit dem Armband wird der Träger selbst zum Desiger (wenn auch nur in begrenztem Umfang).

Heute möchte ich kurz die verschiedenen Varianten der Uhrenarmbänder im Militärstil vorstellen.

Durchzugs-Armband

Mit großer Wahrscheinlichkeit war der größte Teil Ihrer Uhren bis jetzt so konzipiert, dass das Armband entweder aus zwei Teilen bestand, die links und rechts an der Uhr angebracht waren und mit einer Schließe geschlossen werden konnten, oder dass das Armband ein durchgehendes Band war, das links und rechts an der Uhr befestigt war.

Für militärische Zwecke, vor allem dem Einsatz im Feld, ist diese Art der Befestigung nicht geeignet. Zu groß ist das Risiko, dass das Band an einem der Befestigungspunkte reißt und der Soldat die Uhr verliert.

Das Durchzugs-Armband ist besser geeignet. Wie Sie auf dem untenstehenden Bild sehen können, ist die Uhr auf (nicht an) einem Armband befestigt, meistens, indem das Band unter dem Uhrenboden durchgezogen wird. Alle im kommenden vorgestellten Armbänder folgen diesem Designprinzip.

Die Armbänder für Zivilisten bestehen meistens aus Nylon oder Leder und haben meistens eine Länge von 28 Zentimetern.

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Durchzugs-Armband

 

NATO-Armband

Gleich vorneweg: So etwas wie das NATO-Armband gibt es nicht. Das würde voraussetzen, dass alle Einheiten mit derselben Art von Uhr ausgestattet würden, was aber nicht der Fall ist. Trotzdem hat sich der Name durchgesetzt.

Das NATO-Armband ist ist ein Durchzugs-Armband aus Nylon mit einer Metallschließe und zwei Metallringen, von denen einer unterhalb der Schließe angebracht ist, um das Armbandende zu sichern. Der andere Ring ist an einem zweiten Armband befestigt. Dieses Design wurde erstmals 1973 im Britischen Verteidigungsministerium vorgestellt. Die Begriffe „NATO“- oder „G10“-Armband stammen aus dem Katalogisierungssystem der Briten und sind Schutzmarken von International Watchman, Inc.

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NATO-Armband

 

Zulu-Armband

„Zulu“ ist zwar ein Begriff aus dem phonetischen Alphabet der NATO, scheint aber seine Ursprünge nicht im militärischen Bereich zu haben. Der Name ist vielmehr eine geschützte Marke und gehört dem US-regierungsnahen Unternehmen Maratac, Inc. Trotzdem wird „Zulu“ in Uhrenkreisen verwendet, um ein Durchzugs-Armband zu beschreiben, das aus dickerem und robusterem Material gefertigt ist.

Normalerweise haben Zulu-Bänder eine fixe Schließe und Ringe, die um einiges schwerer und runder sind als die bei durchschnittlichen NATO-Bändern. Um die Verwirrung komplett zu machen, werden Zulus landläufig oft als „NATO“-, „Heavy Duty“- oder „Extreme NATO“-Bänder bezeichnet.

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Zulu-Armband

 

3-Ring- oder 5-Ring-Armband

Bei den 3- oder 5-Ring-Bändern handelt es sich immer um NATO- oder Zulu-Bänder mit 3 oder 5 Ringen. Die Schließe wird üblicherweise als Ring mitgezählt. Ein 3-Ring-Band hat zwei Ringe unterhalb der Schließe und kein zusätzliches Band. Ein 5-Ring-Band hat zwei Ringe unter der Schließe und zwei Ringe am Endteil des zweiten Armbands.

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3-Ring-Armband

 

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5-Ring-Armband

 

Army- or RAF-Armband

Das sind einfache, einteilige Durchzugs-Armbänder ohne zweites Band oder Ringe. Der Feststellring ist aus demselben Material gefertigt wie das Armband selbst, kann aber manchmal aus Metall sein. Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg findet sich dieses Design oft. Neben den US-Truppen setzt auch die britische Royal Air Force (RAF) diese Art von Armband ein.

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Army- oder RAF-Armband

 

Bond-Armband

Natürlich, wenn es um Uhren geht, muss auch James Bond in der Nähe sein. Das nach ihm benannte Armband hat seinen Ursprung im Sean Connery-Film „Goldfinger“, wo Bond eine Uhr auf Durchzugsarmband trägt, das in den Farben seiner militärischen Einheit gestreift ist. Seitdem werden derlei gestreifte Armbänder oft als Bond-Armbänder bezeichnet.

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Bond-Armband

 

Bund-Armband

Und zu guter Letzt kommt die Bundeswehr, umgangssprachlich auch als „Bund“ bezeichnet. Das Bund-Armband besteht aus einem Band mit breiter Auflagefläche, auf der die Uhr aufgebracht ist. Während die Bundeswehr dieses Design in den frühen 1960ern übernahm, hat es seine Ursprünge im Ersten Weltkrieg: Um den Soldaten den Blick auf die Uhr zu erleichtern, entwarf man damals Armbänder, in die Taschenuhren regelrecht eingenäht wurden.

Bund-Armband

 

Tanz der Peinlichkeiten: Daniel Stroms „Memento Mori Carpe Noctem“

Ui, ui, ui. Es ist Herbst, Halloween ist noch nicht so lange vorbei, massentauglich weichgewaschene Vampire feiern in diversen Fernsehserien blutarme Comebacks und überhaupt ist alles hip, was irgendwie mit dem Dunklen zu tun hat. So lange es hübsch oberflächlich bleibt, natürlich. Es geht ja schließlich nur um den Schein. Lieber geheimnisvoller Bad Boy-Look mit Totenkopfring, als wirklich jemand mit Tiefgang zu sein. Und nach dem Dia de Los Muertos-Debakel von Romaine Jerome kommt nun noch eine Uhr auf den Markt, die derart nichtssagend, prätentiös und hohl ist, dass es mir die Zehennägel aufrollt.

Vielleicht tue ich Daniel Strom, dem Sohn des weltbekannten Uhrmachers Armin Strom Unrecht. Aber für eine derartig peinliche Uhr mehr als 11.000 Euro zu verlangen, zeugt vor allem von einem: einer ordentlichen Portion Frechheit.

Aber von vorne.

„Memento mori“ stammt aus dem mittelalterlichen Klosterlatein und heisst übersetzt „bedenke, dass du sterben musst“. Es war und ist eine Erinnerung daran, nicht an Eitelkeiten und Überheblichkeit festzuhalten. „Carpe diem“ heißt übersetzt „pflücke den Tag“ und bedeutet sinngemäß „nutze den Tag“, ist aber nicht genießerisch gemeint. Beide Sprüche sind Ermahnungen aus alter Zeit, uns selbst nicht für den Mittelpunkt der Welt zu halten.

Und dann so was.

Eine Uhr, hübsch zeitgeschmäcklerisch hergerichtet, mit Totenköpflein hier und Totenköpflein dort, blutrotem Zifferblatt und allerlei Firlefanz. Für mehr als 11.000 Euro. Und der Name… „Memento Mori, Carpe Noctem“. „Bedenke, dass du sterben musst, nutze die Nacht“. Aha. Sooo hübsch romantisch. Mehr so wie Twilight und weniger wie Nosferatu. Mehr wie Teenie-Klimbim und weniger wie die gefährliche Seite der europäischen Volksmärchen.

Das alles ist schon schmerzhaft genug, aber der Begleittext auf der Homepage der Memento Mori-Kollektion reibt noch Salz in die Wunde:

„Die Zeit – das Medium des Lebens

Seit jeher fällt es den Menschen schwer, ihre Vergänglichkeit zu akzeptieren. Doch die Vergänglichkeit ist eine wichtige Bedingung für das Leben. Und die Zeit ist die Ordnung des Vergänglichen. Entsprechend müssen die Menschen erkennen, dass es etwas gibt, das höher ist als sie. Etwas, das sich nicht beeinflussen lässt – ganz egal, wie mächtig sie sind oder werden.

Die Geburt und der Tod, das Entstehen und Vergehen, sind unmittelbar miteinander verbunden. Der Zustand dazwischen wird Leben genannt. Und das Medium für das Leben heisst Zeit. Zeit ist somit keine statische Masseinheit, sie ist vielmehr Lebensenergie. Die Zeit ist es, die es Ihnen ermöglicht, Ziele zu erreichen, Ihren Güter-, Mental- und Gefühlswohlstand in Einklang zu bringen und Nachhaltiges zu schaffen, auf das Sie stolz sein können. Weil die Zeit uns aber ein ständiger Begleiter ist, ist sie zugleich auch unser grösster Kritiker – insbesondere für all diejenigen, die versuchen, vor ihr davonzulaufen…“

Medium des Lebens? Zeit ermöglicht es Ihnen, Ziele zu erreichen? Güter-, Mental- und Gefühlswohlstand in Einklang zu bringen und Nachhaltiges zu schaffen, auf das Sie stolz sein können?

Ernsthaft, Herr Strom? Ernsthaft?

Meine Vermutung: Das einzig Nachhaltige, das diese Uhr schafft, ist ein Kontostand mit schwarzen Zahlen. Über den Stolz müssen wir nochmal reden.

Ach ja, als Accessoires für die Uhr gibt es noch ein echt dunkles Kreuz zum Umhängen und eine richtig coole dunkle vampirische carpe-noctem-Gürtelschließe. Ja, richtig gelesen. Und noch einen Ring. So mit coolem Kreuz und so. Gewissermaßen ein vollständiges Graf Dracula-Kostüm.

Daniel Strom Memento Mori Carpe Noctem. Eine Uhr, die eher in die Karnevalsabteilung passt als ans Handgelenk. Direkt neben die falschen Bärte und Plastik-Vampirzähne.

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Mechanisches Arbeitstier: Seiko 5 — der Klassiker

Die Seiko 5-Modellreihe gibt es seit den frühen 1960er Jahren. Geplant waren sie als robuste Alltagsuhren mit wenig Schnickschnack und zuverlässigem Gang. Im nunmehr 50. Jahr ihres Bestehens zeigt die Seiko 5, dass sie nichts von ihrer Power eingebüßt hat.

Mittlerweile können Uhrenfans aus vier unterschiedlichen Kategorien aussuchen: Aviator, Marine, Explorer und Motor Sports. Dabei bleibt das Innenleben der Uhr immer gleich, aber das Design ändert sich. Grundsätzlich kommen alle Seiko 5-Modelle mit einem mechanischen Automatik-Laufwerk und einer Tages- und Datumsanzeige. Große Wasserdichtigkeit ist nicht ihr Ding; die Seiko 5 wagt sich da nur bis 3 bar vor.

Aber darum ging es nie. Wichtig war ein robustes Design: Stoßfestigkeit (durch eine spezielle Legierung der Hauptfeder — „Diaflex“ — und durch Schockabsorber) und Korrosionsunempfindlichkeit (durch hochwertige Edelstahlarmbänder).

Auch gute und zuverlässige Ablesbarkeit hatte immer schon Priorität bei der Seiko 5. Mit diesen Maßgaben vor Augen entwarfen die damaligen Seiko-Designer auch die Tages- und Datumsanzeige in einem Fenster. Was heutzutage üblich ist, war damals eine designerische Leistung, erbracht von den Seiko-Ingenieuren.

Seiko 5-Sports Marine

Seiko 5 Sports Aviator

Die Zeit, gemessen in Detroit

Einer meiner amerikanischen Lieblinge hat Zuwachs bekommen: Shinola bietet jetzt auch eine Chronographenversion ihrer beliebten Runwell-Uhr an. Das freut mich gleich doppelt. Zum einen, weil es zeigt, dass es immer noch Lebensenergie in Detroit gibt, und zum anderen, weil die Runwell eine der schönsten klassischen Retro-Uhren ist, die ich kenne.

Mechanisch ist nichts dazugekommen, was außerordentlich erwähnenswert wäre. Nach wie vor treibt das Argonite 5021-Quarzkaliber die Uhr an, und nach wie vor ist das Gehäuse aus Edelstahl. Das Zifferblatt ist mit Superluminova beschichtet. Das Lederarmband kommt von Hadley-Roma, einem Großhändler aus Florida.

Wie ich schon in früheren Artikeln erwähnt habe: Shinola glänzt nicht durch technische Innovationen, edelste Materialien oder Haute Couture. Das Unternehmen mit dem traditionellen Namen verläßt sich lieber auf das, was Amerika groß gemacht hat: Handwerk, Vision und Durchhaltevermögen. Verpackt in wunderbar altmodisches Design. Go, Detroit!

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Halios Tropik B: die unbekannte Kanadierin

Dass gute Uhren mittlerweile nicht mehr ausschließlich aus der Schweiz kommen, ist kein Geheimnis mehr. Immer mehr Uhren, die nicht in Masse produziert werden, stammen beispielsweise aus Nordamerika. Hier im Blog berichte ich ja immer wieder darüber. Eine Marke, die ich bis dato nicht kannte, ist Halios aus Vancouver. Das neueste Modell der Uhrenmacher aus British Columbia heißt „Tropik B“ und hat ein Bronzegehäuse.

Nun kennen wir Bronzeuhren eigentlich als klobige Teile (Panerai und Anonimo fallen mir ein), übermassive Taucheruhren (Armada und Helson) oder knorrige Steampunk-Kreationen. Eben deswegen konnte ich bis jetzt mit derlei Uhren nicht viel anfangen. Bis ich die Tropik B kennenlernte. Die ist immer noch bis 300 Meter wasserdicht, sieht aber dabei sehr elegant und ein klein wenig retro aus. Genau mein Fall also.

Angetrieben wird die Tropik B vom bewährten Miyota 9015-Handaufzugkaliber. 48 Stunden Gangreserve, 28.800 Takte pro Minute, das Übliche. Das Uhrengehäuse besteht aus eine Kupfer-Aluminium-Legierung ist somit etwas heller in der Farbe und hat größere Widerstandskräfte gegen Rost als andere Legierungen. 41 Millimeter hat die Tropik B im Durchmesser, was sie aber wieder durch eine Höhe von 14 Millimetern wettmacht.

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Die Farbgebung der durch und durch solide gefertigten Uhr ist subtil: Zwischen einem olivgrünen, granitgrauen und tabakbraunen Zifferblatt kann man sich entscheiden. Oder besser: konnte man sich entscheiden, denn die graue und grüne Variante sind seit langem vergriffen und nur noch auf dem Gebrauchtmarkt zu bekommen. Dieser Umstand ist der einzige Minuspunkt bei der Tropik B. Das Armband kommt von Horween und steht damit für robuste Qualität. Alles in allem eine wirklich interessante Uhr, auch und vor allem für Uhrenfans, die auf ihr Geld schauen wollen.

Die Tropik B kostet 560 Euro, wenn man sie direkt von Halios bestellt.

Was der mexikanische Totentag und Romain Jerome gemeinsam haben

Die mexikanische Volksfrömmigkeit hat einige Dinge hervorgebracht, die für das deutsche oder westeuropäische Durchschnittsgemüt so weit entfernt sind wie ungefähr die Erde vom Jupiter. Oder noch weiter. Beispiel: Der Día de los Muertos. Der mexikanische Totentag ist das Pendant zum katholischen Allerseelenfest. Im Gegensatz zu hiesigen Gepflogenheiten pflegt Mexiko einen sehr offenen Umgang mit dem Tod. Dieser Unterschied lässt sich vor allem an einer Tatsache festmachen: Das mexikanische Totengedenken ist bunt. Sehr bunt. Hier einige Beispiele aus Wikimedia:

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Wie man leicht erkennen kann, ist das mexikanische Totengedenken sehr bodenständig.

Aber es gibt nichts, was man nicht geschäftstüchtig verwerten könnte — und so nimmt es denn auch nicht Wunder, wenn eine Luxusmarke wie Romain Jerome auf den ach so hübsch bonbonbunten Totentagsbrauch aufspringt. Eine Uhr musste her. Und zwar so eine, die laut Marketingsprech mit „ihrem bunten Schädel den Tod neckt, aber jeden Mensch gleichzeitig an dessen Unausweichlichkeit erinnert“. Leser dieses Blogs, bitte stellen Sie sich mich jetzt folgendermaßen vor: gelangweilt Beifall klatschend.

Mein Kopf schmerzt, wenn ich versuche, eine diamantenbesetzte Uhr für knappe 13.000 Euro und das aufrichtige Gedenken an Verstorbene und die Erinnerung an den Tod unter einen Hut zu bekommen.

Aber ich muss ja nicht alles verstehen.

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Optische Pulsmessuhr: miCoach Smart Run

Sportuhren sind ein Thema, das mich normalerweise nicht interessiert. Aber die neue Adidas miCoach Smart Run hat eine Technologie zu bieten, die Pulsmessuhren revolutionieren dürfte. Im August letzten Jahres hatte Adidas einen Kickstarter ins Leben gerufen, um eine neue Methode der Pulsmessung zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit Philips entstand die Technologie, die jetzt in der Smart Run zum Einsatz kommt. Die Besonderheit: Smart Run misst den Pulsschlag optisch — damit kann der Träger endlich auf den Brustgurt verzichten.

Der Touchscreen der Uhr hat einen 3,7cm Durchmesser. Alle Daten, die die Uhr gesammelt hat, werden über die Online-Cloud von Adidas ausgewertet. Die Smart Run läuft mit Akkus. Wenn sie nur als herkömmliche Uhr eingesetzt wird (was zwar irgendwie am Sinn vorbeigeht), halten die Akkus bis zu 14 Tage. Im Marathonmodus, in dem alle fünf Sekunden daten erfasst werden, reichen die Kräfte der Smart Run nach Angaben von Adidas acht Stunden, und im sogenannten Trainingsmodus, in dem sekündlich gemessen wird, reichen die Akkus vier Stunden.

Die Smart Run kostet rund 400 Euro.

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Bildnachweis: alle Bilder (c) Adidas

Nicht Retro, trotzdem cool: Hindenberg Vintage Aviator

Mittlerweile ist es für die regelmäßigen Leser meines Blogs keine Neuigkeit mehr, dass ich großer Fan von Retro-Uhren bin. Noch lieber sind mir natürlich die Original aus den 60ern, 70ern und 80ern, aber Retro-Design kommt definitiv gleich danach.

Und dann gibt es noch eine Art von Design, die ich nicht als „Retro“ bezeichnen würde, sondern als „Vintage“. Das sind Uhren, deren Äußeres eher Steampunk-artig anmutet als Design aus den 60ern bis 80ern. Die Hindenberg Vintage Aviator ist so ein Kandidat. Sie wirkt wie ein Bauteil aus einer alten Maschine, und das absichtlich grobkörnig und im used look gestaltete Edelstahlgehäuse der Uhr ist daran maßgeblich beteiligt. Die Lünette setzt da noch eins oben drauf. Sie sieht für mich aus wie eine Stahlspirale, die auch nach langen Jahren Fabrikeinsatz noch zuverlässig ihren Dienst tut.

Die Krone der Vintage Aviator ist mir persönlich zu knubbelig, aber das ist wie immer Geschmacksfrage. Zum Vintage-Look der Uhr paßt sie trotzdem. Sehr schön finde ich die dunkle Variante der Uhr. Die Vintage Aviator gibt es auch in einer Version mit weißem Zifferblatt, aber die schwarze Ausführung finde ich so richtig gut. Auf dem schwarzen Zifferblatt finden sich — immerhin heißt die Uhr ja „Aviator“, also Pilot — klar ablesbare arabische Ziffern. Das ist ein Designmerkmal, das mir grundsätzlich immer gefällt. Die drei Zeiger der Uhr sind schön kontraststark unter dem kratzfesten Saphirglas zu sehen. Wie es sich für einen Flieger gehört, hat die Vintage Aviator ein dickes genietetes Armband aus Leder.

Die Automatikuhr (Kaliber Hindenberg H-09.110) hat Anzeigen für Datum, Tag, Monat und Jahr. Die gebläuten Schrauben sind ein edles Merkmal, das ganz gut zum Vintage-Thema paßt. Bis 5 ATM ist die Hindenberg wasserdicht. Das ist nicht rasend viel, reicht aber völlig aus für normalen Alltagseinsatz.

Mein Fazit: Die taugt was, die Hindenberg Vintage Aviator.

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Daten

  • Modell Nr.: 190-H
  • Edelstahlgehäuse (316L) Vintage Look
  • Echtlederarmband
  • Automatikwerk Hindenberg Kaliber H-09.110
  • 20 Steine
  • Kratzfestes Saphirglas
  • Datumsanzeige
  • Tagesanzeige
  • Anzeige Monat
  • Anzeige Jahr
  • 24-Stunden Anzeige
  • Schrauben gebläut
  • Durchmesser ohne Krone: 48 mm
  • Höhe des Gehäuses: 18 mm
  • Bandanstoß: 22 mm
  • 5 ATM druckgeprüft
  • Gewicht 174g incl. Armband
  • Limitierte numerierte Auflage 5750 Stück
  • Unverbindliche Preisempfehlung: 1390 €

Understatement aus Pforzheim: Laco Westerland

Laco ist ein Unternehmen, das seit 1925 einsatztaugliche Uhren produziert. Vor allem Fliegeruhren gehören zum Spezialgebiet der Pforzheimer. An diese lange Tradition knüpft auch die Laco Westerland an. Gut gefällt mir das absolute Understatement der neuen Uhr: Nur das Allernötigste ist da zu sehen, also Stunde, Minute und Sekunde. Sonst nichts, nicht mal das Logo. Reduzierter geht’s kaum. Die Uhr selbst fällt mit 45 Millimetern gewohnt groß aus. Für zuverlässigen Betrieb sorgt ein modifiziertes ETA 2804-2-Kaliber (Handaufzug), das den Namen „Laco 04“ trägt.

Betont robust und zur Fliegeruhr passend ist das Armband: aus Kalsleder, mit den Laco-typisch großen Nieten. 990 Euro kostet die Westerland. Schnell hinfliegen und kaufen.

Laco Westerland

Laco Westerland total